Fasten: Wenn der Hunger nach weniger mehr wird

Wenn der Hunger nach weniger mehr wird Beitragsbild Fasten

Wir sind mittendrin in der österlichen Bußzeit. Viele nehmen das religiöse Motiv zum Anlass, um 40 Tage* lang zu fasten. Für andere steht der Beweggrund „Gesundheit“ im Mittelpunkt. Doch warum kann Fasten so heilsam sein und was gilt es beim bewussten Verzicht zu beachten?

Mit Aschermittwoch starteten wir in die Fastenzeit. Sie stellt für viele Menschen eine Phase der Besinnung und des bewussten Verzichtes dar. Während sich neue Fastentrends aufgetan haben, wie etwa das Handy-Fasten oder der Verzicht von Konsum- und Luxusgütern in diesem Zeitraum, konzentrieren sich die meisten nach wie vor auf den Nahrungsverzicht. Gefastet wird im Christentum als Buße und zur Besinnung. Doch nach und nach rückt das Thema Gesundheit (wieder) verstärkt in den Mittelpunkt, warum nicht mehr alle Leckereien am Speiseteller landen. Und zwar aus einem guten Grund: weil weniger oft besser für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden ist.

Heil durch Fasten statt Medikament?

Fasten ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Oft genug war es allerdings der Mangel an Nahrung, der Menschen zum Fasten zwang. Aber auch viele Religionen schreiben von alters her Fastenzeiten als Rituale der Reinigung vor. Aus gesundheitlichen Gründen empfahlen Heilkundige wie Hildegard von Bingen, Paracelsus oder Pfarrer Kneipp das Fasten. Bereits um 400 v. Christus meinte der griechische Arzt Hippokrates, die Menschen sollten ihr „Weh eher durch Fasten als durch Medikamente“ heilen.

Warum Fasten für unsere Gesundheit gut sein kann

Der freiwillige Nahrungsentzug wirkt nicht nur verjüngend und regenerierend, sondern er bringt auch eine medizinische Bedeutung mit sich. Fasten wirkt wie ein heilsamer Schock auf den Körper. Er stellt die Physiologie auf den Kopf und löst ganze Kaskaden von biochemischen Reaktionen aus. So regt Fasten spezielle Reinigungsmechanismen an – quasi die Müllabfuhr und das Recyclingsystem der Zellen. Weiters hemmt Fasten nachweislich Entzündungen und kann hohen Blutdruck senken. Auch bei Allergien soll Fasten die Symptome bessern. Zugleich kann es als Grundlage dienen, um in gezielten Diäten herauszufinden, welche Nahrungsmittel vertragen werden und welche nicht. Da Fasten in der Regel den Blutzuckerspiegel und die Cholesterinwerte normalisiert, kann es zum Beispiel auch die Behandlung von Diabetes unterstützen.

Was geht beim Fasten in uns vor?

Wenn wir nichts essen, versorgt sich der Körper aus seinen Reserven. Zunächst werden die Kohlenhydratspeicher in Leber und Muskeln aufgebraucht. Sie sind meist schon nach dem ersten Fastentag leer. Unser Gehirn ist allerdings auf Kohlenhydrate in Form von Zuckern angewiesen. Da Fett nicht zu Zucker umgebaut werden kann, müssen Eiweiße in Zucker umgewandelt werden. Um die Muskeln und die Organe mit Energie zu versorgen, geht es spätestens ab dem dritten Fastentag an die besten Energiespeicher, unsere Fett-Depots. Die freigesetzten Fettsäuren werden jedoch nur zum Teil von der Muskulatur genutzt. Der Rest wird zu sogenannten Ketonkörpern umgebaut, die den Muskeln leichter und schneller Energie liefern.

Die Kehrseite der Medaille

Trotz der gesundheitlichen Vorteile des Fastens gibt es auch Nachteile, wie zum Beispiel Mangelerscheinungen aufgrund des Verzichts auf Nahrung. Fasten bringt viele gute Wirkungen mit sich, ist aber nicht für jeden zu empfehlen. Menschen mit schweren Herz- und Nierenerkrankungen, Krebserkrankungen, Gicht oder Gallenproblemen dürfen nicht fasten, ebenso wenig Schwangere und Stillende. Alle Menschen mit Stoffwechselerkrankungen oder chronischen Krankheiten sollten vor jeder Art des Fastens einen Arzt konsultieren. Gleiches gilt bei niedrigem Blutdruck, Untergewicht, hohem Lebensalter.

Worauf Sie beim Fasten achten sollten

  • Sicher fasten. Wer noch nie gefastet hat, sollte vor dem Start seine Gesundheit überprüfen lassen. Für den Einstieg ist angeleitetes Fasten in der Gruppe hilfreich. Bei Erkrankungen unbedingt den Arzt zu Rate ziehen und unter Aufsicht fasten.
  • Entlastungs- und Aufbautage. Stellen Sie Ihre Kost nicht zu abrupt um. Am besten nehmen Sie schon einige Tage vor Fastenbeginn leichtere Kost zu sich und verzichten auf Genussmittel wie Alkohol, fette Snacks oder Süßigkeiten. Auch beim „Fastenbrechen“ sollten Sie langsam wieder zu normaler Kost übergehen.
  • Machen Sie keine Nulldiät. Gönnen Sie sich an den Fastentagen etwas Gemüsebrühe, Tee mit Honig, oder frische Obst- und Gemüsesäfte. Bis zu 500 kcal pro Tag sind in Ordnung. Das liefert kleine Mengen an Kohlenhydraten, Eiweißen und Vitaminen.
  • Basische Kost. Eine Übersäuerung durch das Fasten lässt sich mit Obst- und Gemüsesäften sowie mit hydrogencarbonatreichen Wässern vermeiden.
  • Trinken Sie reichlich. Viel Flüssigkeit fördert die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten. Ideal sind Wässer mit reichlich Mineralstoffen und Hydrogencarbonat sowie Kräutertees, Säfte oder Saftschorlen.
  • Bewegung und Ruhe. Wer beim Fasten sportlich aktiv ist, tut seinem Körper etwas Gutes und verhindert den Abbau der Muskulatur. Insgesamt empfiehlt es sich, gesund zu leben und Stress zu vermeiden.
  • Neue Wege finden. Wenn Sie nach dem Fasten weitermachen wie bisher, ist nicht viel gewonnen. Nutzen Sie den Einschnitt, um schlechte Gewohnheiten loszuwerden und neue Wege zu beschreiten.

* Heute sind es eigentlich keine 40 Tage mehr, sondern nur noch 38. Denn wenn man die Tage zwischen Aschermittwoch und Gründonnerstag zählt und die Sonntage weg lässt, kommt man nur auf 38 Tage.

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Quellen:

https://www.pascoe.at/anwendungsbereiche/abnehmen/fasten.html

https://www.gutekueche.at/entschlackung-artikel-1080

https://www.geo.de/magazine/geo-magazin/273-rtkl-ernaehrung-verzichten-heilt-warum-fasten-so-gesund-ist

https://www.real.de/besser-leben/ernaehrung-gesundheit/alles-rund-ums-gewicht/diaeten-im-ueberblick/fasten-was-bringt-es/

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Fasten-Welche-Vor-und-Nachteile-gibt-es,fasten262.html

 

 

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